Kirche in Zeiten abnehmender Mitgliedschaft


Das Freiburger Forschungszentrum Generationenverträge hat in der sog. Freiburger Studie „Kirche im Umbruch – Projektion 2060“ für die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland ermittelt, wie sich Kirchenmitgliedszahlen und Kirchensteueraufkommen langfristig entwickeln.
Einige Details der Schrift sind in den unten stehenden Auszügen aus "Kirche im Umbruch -  Projektion 2060" wiedergegeben, s. a.  (https://www.ekd.de/kirche-im-umbruch-projektion-2060-45516.htm).
Fazit: Bis zum Jahr 2060 wird sich die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche halbieren.
Kommt es nicht am Ende immer anders als man denkt? Prognosen sind schwierig, insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen. Dennoch sollte man die Freiburger Studie nicht vorschnell aus der Hand legen. Sie bestätigt einen bekannten Trend – die Kirche wird kleiner – und benennt die beiden wichtigsten Ursachen dieser Entwicklung:
Der erwartete Rückgang liegt knapp zur Hälfte am demografischen Wandel. Die Kirche wird kaum etwas daran ändern können, dass hierzulande die Zahl der Sterbefälle die der Geburten übersteigt. Die Menschen, die nach Deutschland zuwandern, gleichen diesen Verlust nicht aus, denn sie sind selten evangelisch.
Die andere Hälfte des Rückgangs erklärt sich dadurch, dass Mitglieder zunehmend locker mit der Kirche verbunden sind. Die Bindung an eine Institution ist in unserer Zeit nicht mehr selbstverständlich. Viele Organisationen, Vereine und Parteien müssen damit umgehen. Wir als Kirche ebenfalls. Zahlreiche Menschen zwischen 25 und 35 Jahren treten aus unserer Kirche aus. Auch wenn manche diese Entscheidung im Laufe des Lebens rückgängig machen, wiegen Wiedereintritte die Austritte nicht auf. Dass auch Mitglieder seltener ihre Kinder taufen lassen, ist laut Freiburger Studie ein weiteres Indiz für eine schwächere Kirchenbindung. Die Ergebnisse sind für die Kirche nicht neu. Sie nötigen, Einschnitte zu akzeptieren und Umbrüche zu gestalten.
In den kommenden Jahren wird die Zahl der Kirchengebäude, auch in Hamburg, erheblich reduziert werden müssen. Stellenpläne sind neu zu bedenken. Schon jetzt fehlen der Kirche die finanziellen Ressourcen, um das Gewohnte fortzuschreiben.
Auch an einer wohlhabenden Kirchengemeinde wie Wellingsbüttel gehen diese Entwicklungen nicht vorbei. Die Kirchengemeinde ist, mehr als je zuvor, auf Ihre Spenden und Ihre Unterstützung angewiesen. Ein starker Rückgang der Kirchensteuermittel wird uns bereits im kommenden Jahr hart treffen. Unsere Gemeinde muss sich Gedanken machen, wie sie in Zukunft ihre Arbeit gestalten kann und will. Ziel muss es sein, unsere Mitarbeitenden, die unser Schatz sind, zu halten und zugleich eine Vision für die Zukunft unserer Gebäude zu entwickeln.
Zugleich müssen wir in der Region Alstertal zukunftsfähig werden. Die Kirchengemeinde Sasel ist dazu mit ihrer Konzentration auf einen Standort einen ersten, gewichtigen Schritt gegangen, der unser aller Respekt verdient. Weitere Schritte sind nötig, in allen Kirchengemeinden der Region: Es gibt in der Nordkirche neue Pfarrstellenbesetzungs– und Personalplanungsgesetze, da wir als Kirche nicht nur mit finanziellen Einschränkungen umgehen müssen, sondern auch mit einem Pfarrermangel. Ursächlich dafür sind viele Eintritte in den Ruhestand bei zugleich geringem pastoralem Nachwuchs.
Durch die neuen Gesetze, die eine gleichmäßige Verteilung von Pastorinnen und Pastoren auf das gesamte Gebiet der Landeskirche gewährleisten sollen, können Pfarrstellen nicht mehr wie bisher einfach nachbesetzt werden. Derzeit wird die Verteilung der Pfarrstellen anhand der Gemeindegliederzahlen pro Region bemessen. Für die Region Alstertal ist prognostiziert, dass wir bis 2030 noch vier, statt bisher acht Pastorinnen und Pastoren sein werden. Die dabei bisher noch zugrunde gelegte Bemessungsgröße von 2600 Gemeindegliedern pro Pastor*in, wird sich dabei nicht mehr halten lassen.
Die Prognosen sollten uns nicht erschrecken oder entmutigen! Sie sollten uns, im Gegenteil, wachrütteln und ins Gespräch miteinander bringen: Wie wollen wir gemeinsam Kirche sein? Wie wollen wir diese Kirche gestalten, damit Menschen aller Generationen ihr verbunden sind und bleiben?
Immer wieder zeigt unsere Kirche, wie lebendig sie ist, auch bei großen Events, wie der stetig wachsenden Nacht der Kirchen im September oder beim großen Tauffest an der Elbe im zurückliegenden Jahr.
Auch hier in Wellingsbüttel setzen wir alles daran, eine ausstrahlende kirchliche Arbeit für alle Generationen zu leisten: Durch eine hochkarätige Kirchenmusik, vielfältige Angebote, Begleitung an wichtigen Punkten des Lebens, etwa der Taufe, Konfirmation, bei der Hochzeit oder wenn Sie Abschied von einem geliebten Menschen nehmen müssen. Und nicht zuletzt, durch eine hohe Wertschätzung des Gottesdienstes.
Es ist Luft nach oben. Gemeinsam können wir das kirchliche Leben hier in Wellingsbüttel weiter zum Blühen bringen. Wie stellen Sie sich Kirche vor?
Kirche lebt von allen ihren Mitgliedern, nicht allein durch die Arbeit von Hauptamtlichen, Pastorinnen und Pastoren, oder durch das große Engagement eines Kirchengemeinderates.
Kirche sind wir alle gemeinsam!
Die Kirchentüren in Wellingsbüttel
stehen Ihnen allen offen.
Gestalten Sie Ihre Gemeinde!
Gesina Bräunig